Urban Mining

Was bedeutet Urban Mining im Sinne des zirkulären Bauens?
Hier findest du eine Übersicht zu der Betrachtung der gebauten Umwelt als urbane Mine.

Themenrelevanz:

ALLE

Relevanz in Leistungsphase (LPH):

LPH 0, Bedarfsermittlung*, LPH 1, Grundlagenermittlung, LPH 2, Vorplanung, LPH 3, Entwurfsplanung, LPH 5, Ausführungsplanung, LPH 6, Vorbereitung der Vergabe, LPH 7, Mitwirkung bei der Vergabe, LPH 9, Objektbetreuung, LPH 10, Rückbau
Urban Mining

Standard-Definition

“Rohstoffe werden aus ihren natürlichen Lagerstätten entnommen und zu Infrastrukturen, Gebäuden und Gütern des täglichen Gebrauchs umgewandelt. Die meisten Güter des anthropogenen Lagers befinden sich in Verwendung, das heißt in genutzten Lagerstätte, wie z.B. bewohnten Gebäuden.”

Verwandte Themen

  • Ressourcenschutz
  • Graue Energie
  • Bauwende
  • Bewertungsmethoden

Zum Thema

In Deutschland und auch national verbraucht der Bausektor die meisten Ressourcen und ist für das höchste Abfallaufkommen verantwortlich.
Um weniger Ressourcen aus den natürlich Vorkommen unserer Planeten zu entnehmen und damit aktiv Ressourcen zu schonen, brauchen wir neuen Rohstoff-Quellen.
Unter Urban Mining wird verstanden, die gebaute Umwelt, das sogenannte „anthropogene Lager“, als Quelle für die Wiederverwendung und Verwertung von Materialien, Baustoffen und Bauteilen zu nutzen.
Das Umweltbundesamt unterscheidet zwischen genutzten und ungenutzten Lagerstätten. Ersteres sind z.B. bewohnte Gebäude, aber auch Güter wie Möbel und Autos, für die aktuell eine Nutzungsabsicht besteht. Ungenutzte Lager sind z.B. stillgelegte Bahntrassen oder Brachen.

Info zirkuläres Bauen

Größte Herausforderungen

  • Umdenken ist schwierig: Loslegen und neue Routinen entwickeln, um Bauprojekte mit Urban Mining anzugehen, zu bewirtschaften und umzusetzen (Neubau, Umbau, Sanierung, Betrieb, Rückbau).
  • Bestandsaufnahme ist z.T. komplex: Schadstoffe in Liegenschaften mindern den Grad der Wiederverwendung und Wiederverwertung.
  • Rahmenbedingungen passen noch nicht: Vergaberegeln anpassen, um den Einsatz von wiederverwendetet Baustoffen und Recycling-Baustoffen zu erleichtern.

Notwendige Schritte

  • Strategisch die Transformation angehen und Urban Mining in Tätigkeiten von Kommunen verankern
  • Es muss nicht 100% sind: bei jedem, noch so kleinen, Bauvorhaben prüfen, ob Ansätze des Urban Mining einfließen können.
  • Interkommunaler Austausch: von Bauprojekten anderer Kommunen lernen und den direkten Kontakt suchen.

Beispiele

Rathaus Korbach

Kreisarchiv Viersen

Warum ist dieses Thema wichtig für...

...für die Transformation zum zirkulären Bauen?

Um zirkulär zu bauen, müssen Baustoffe in möglichst geschlossenen Kreislaufen und über mehrere Lebenszyklen geführt werden. Hierfür ist es wichtig, dass anthropogene Lager als Urbane Mine zu betrachten, zu dokumentieren und zu nutzen. Auch, um die Nachfrage an Ressourcen zu lösen.
Nun geht es natürlich nicht darum, abzureißen, um an wiederverwendete Bauteile und –stoffe und Sekundärressourcen (Recyclingbaustoffe) zu gelangen. Vielmehr geht es darum, jeden Abriss hinsichtlich der Wiederverwendung und Wiederverwertung zu prüfen und zu überwachsen, dass Baustoffe, die noch nutzbar sind, mit möglichst gleicher Qualität oder Funktion weiterverwendet werden können. Analog zur Abfallhierarchie (9-R-Strategie).

...für zirkuläre Bauvorhaben?

Urban Mining ist heute möglich und muss für die Zukunft in die Entwicklungs- und Planungsprozesse eingebettet sein.

Heute: Bei Rück- und Umbauten prüfen, was mit den nicht mehr benötigten Bauteilen und Baustoffen passiert:

  • Welche Bauteile können 1:1 mit gleicher Qualität/Funktion wiederverwendet werden?
  • Welche Bauteile können aufbereitet, repariert, instandgesetzt und weitergenutzt werden?
  • Welche Bauteile können in neuer Funktion wiederverwendet werden?
  • Welche Baustoffe können recycelt und zu neuen Baustoffen und –teilen produziert werden?
  • Welche Baustoffe können mit niedriger Qualität weitergenutzt werden?

Zukunft: Für neue Bauprojekte ist es wichtig, die Demontierbarkeit nach Ende des Lebenszyklus direkt mit einzuplanen und Materialien zu verbauen, die gut wieder- und weiterverwendet werden können:

  • Sind Konstruktionen demontierbar (und erweiterbar) geplant?
  • Sind Aufbauten und Details so ausgeführt, dass wenige Materialien verbaut werden?
  • Sind Aspekte der mono-materiellen Bauweise berücksichtig?
  • Sind die verbauten Materialien gut in Kreisläufen zu führen?
...für Kommunen?

Um diese Sekundärressourcen und Güter im Sinne des Urban Minings wiederzuverwenden, ist es wichtig zu wissen, woraus die urbane Mine besteht. Eine Kartierung hilft hier. Kommunen können Ihre Liegenschaften dokumentieren und bei Um- und Rückbauvorhaben so genau wissen, welche Materialien verfügbar sind. Im optimalen Fall, können Kommunen somit Um- und Neubauten direkt mit Materialien ihrer eigenen Liegenschaften umsetzen.

Auch der Aufbau von realen Materialbörsen oder Bauteillagern auf regionaler Ebenen ist hier zu nennen. So können kurze Wege geschaffen werden und (mehrere) Kommunen mit der Bauwirtschaft einer Region zusammenarbeiten.

Kommunen können sich Kriterien und Maßnahmen für eigene Bauvorhaben setzen, um das Urban Mining (und weitere Grundsätze des zirkulären Bauens) zu verankern.

Hier können gängige Bewertungsmethoden helfen.

Sonstiges

Expert:innen zum Thema

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