Was ist zirkuläres Bauen?

Zirkuläres Bauen, Zirkuläre Wertschöpfung, Zirkuläre Wertschöpfung, Cradle to Cradle, Kreislaufwirtschaft, kreislaufgerechtes, kreislauffähiges, kreislaufoptimiertes Bauen – alles dasselbe oder was hat es damit auf sich?

icon einstieg
Was ist zirkuläres Bauen?

Hier gibt es einen Einstieg zum Thema mit Basics und Wissenswertem. In folgenden Themen aufgeteilt findest du Informationen zu:

Was ist eigentlich zirkuläres Bauen? Hier mehr erfahren.

Mehr erfahren über Begrifflichkeiten und Definitionen.

Mehr erfahren über zirkuläres Bauen und Nachhaltigkeit.

Mehr erfahren über zirkuläres Bauen und Klimaschutz.

Mehr erfahren über Bauen nach dem Ansatz von Cradle to Cradle.

Mehr erfahren über nachhaltige und zirkuläre Bewertungssysteme.

Mehr erfahren über die Rolle von Normen und Standardisierungen.

Mehr erfahren über Rahmenbedingungen von NRW, Deutschland und der EU.

Mehr erfahren über Urban Mining.

Mehr erfahren über Digitale Dokumentation von Liegenschaften.

Mehr erfahren über European Product Declarations (EPD).

Mehr erfahren über die Methode der Ökobilanzierung.

Mehr erfahren über Restwertbetrachtungen.

Einstieg zum zirkulären Bauen

Wie lange lebt ein Gebäude? Je nach Sichtweise wohl zwischen 40 und 70 Jahren bis es abgeschrieben ist. Ein massiv erbautes Haus hält im Schnitt immerhin bis zu 100-150 Jahre und vielleicht auch bald für immer.

Denn während das Ende einer Immobilie bislang mit jeder Menge Bauschutt und Abfällen besiegelt wird, ist es nach dem Prinzip des zirkulären Bauens möglich, ein Gebäude länger zu nutzen und immer wieder auf- und abzubauen.

Zirkuläres Bauen im Sinne der Circular Economy

Zirkuläres Bauen ermöglicht, Gebäude länger zu nutzen, kreislaufgerechte und schadstofffreie Gebäude für alle künftigen Generationen zu bauen und Ressourcen zu schonen. Bauteile können weiterverwendet und aus Bauabfällen neue Rohstoffe entstehen, um Primärressourcen und graue Energie zu sparen.
Dies passiert im Sinne der Circular Economy (Zirkuläre Wertschöpfung) – doch was heißt das überhaupt?

“Die Circular Economy ist ein Produktions- und Konsummodell, bei dem vorhandene Materialien und Produkte so lange wie möglich gemeinsam genutzt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus von Produkten verlängert.”

Quelle: https://www.europarl.europa.eu/news/en/headlines/economy/20151201STO05603/circular-economy-definition-importance-and-benefits

circular economy

Zirkuläres Bauen nach Cradle to Cradle®

“Das Cradle to Cradle® Designprinzip hat die Natur zum Vorbild: Ziel ist es, nicht nur negative Einflüsse zu minimieren, sondern einen positiven Fußabdruck zu hinterlassen.”
Quelle: https://epea.com/ueber-uns/cradle-to-cradle

In den 1990er Jahren wurde das Designprinzip Cradle to Cradle® von Prof. Dr. Michael Braungart, William McDonough und EPEA Hamburg entwickelt. Grundlegend verfolgt es den Gedanken, dass jedes Material „von der Wiege bis zur Wiege“ unendlich im Kreislauf gehalten werden kann. Dazu braucht es innovative Produkte und Nutzungskonzepte. Das Konzept unterscheidet zwischen einem biologischen und technischen Kreislauf für Verbrauchs- und Gebrauchsprodukte. Nachwachsende und natürliche Materialien werden verbraucht und dienen anschließend als Kompost für die Produktion neuer Materialien. Gebrauchsgüter werden nach ihrer ersten Nutzungsphase sortenrein zerlegt und als Rohstoffe für neue Produkte genutzt.

biologischer kreislauf
Quelle: https://epea.com/ueber-uns/cradle-to-cradle
technischer kreislauf
Quelle: https://epea.com/ueber-uns/cradle-to-cradle

Diese beiden Prinzipien gelten auch für Gebäude, die aus Bauteilen, Bauelementen, Komponenten, Produkten und Materialen bestehen, genauso für die Flächen, auf denen diese in ländlichen und urbanen Regionen stehen.

Dabei verfolgt zirkuläres Bauen drei zentrale Ziele:

  1. Ressourcen schonen
  2. Graue Energie verringern
  3. Nutzungsdauer verlängern
Zukunftsatlas Zirk Wertschoepfung
Zukunftsatlas 9R

Die gebaute Welt als urbane Mine

Fangen wir „hinten“ an: Aktuell verursacht die Bauindustrie mehr als die Hälfte des Abfalls in Deutschland. Laut dem Statistischem Bundesamt fallen 54% des Abfallaufkommens in Deutschland als Bau- und Abbruchabfälle an – das waren 2018 knapp 230 Mio. Tonnen. Dabei werden nur ca. 18% der Bau- und Abbruchabfälle in Aufbereitungslagen hochwertig recycelt. Der Rest landet minderwertig als Schotter unter Straßen oder Gebäuden oder auf Deponien. Wie kann Abfall nicht nur reduziert, sondern als neue Ressource gesehen werden? Beim zirkulären Bauen werden aus Abfall neue Bauteile und Sekundärrohstoffe.
Quelle: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/09/PD23_N050_311.html

Viele Ressourcen sind endlich: Der Bausektor ist der ressourcenintensivste Wirtschaftszweig Deutschlands und hat somit einen beachtlichen Einfluss auf das Ökosystem. 22% der nicht recycelten Primärrohstoffe werden allein im Bauwesen verbraucht. Umgerechnet sind das knapp 325 Mio. Tonnen (Jahr 2014). Obwohl die Abfallhierarchie durch das Kreislaufwirtschaftsgesetz vorgegeben ist, werden weiterhin viel zu viele Primärressourcen verbraucht und Materialien und Prozesse noch nicht zirkulär gedacht.
Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/themen/urban-mining-gueter-bauwerke-als-rohstofflager

Beim zirkulären Bauen gibt es Abfall an sich nicht mehr, denn auch die Bauteile und Materialien von Bestandsgebäuden können im Kreislauf weitergenutzt werden als sogenannte Urbane Mine (oder anthropogenes Lager). Bevor allerdings Gebäude abgerissen werden, um an die Sekundärrohstoffe zu gelangen (Recycling), sollte zuerst überprüft werden, ob das Bestandsgebäude erhalten bleiben kann. So können die verbauten Ressourcen weitergenutzt und die graue Energie der verbauten Material direkt im Gebäude gebunden bleiben.

Wenn dies nicht der Fall ist, sollte nach folgenden Schritten im Sinne der Hierarchie der hochwertigen Anschlussnutzung entschieden, geplant und selektiv rückgebaut werden:

Quellen:

Die gebaute Welt als urbane Mine

Nun folgen wir dem Kreislauf weiter zu neuen Gebäuden. Auch hier geht es darum, Ressourcen zu schonen und die graue Energie zu reduzieren. Bestandserhalt sollte hier die oberste Prämisse sein.

Zuerst ist es wichtig zu überlegen, ob überhaupt neu gebaut werden muss und wenn ja, ob es nicht ein passenden Bestandsgebäude gibt, das umgebaut werden kann.
In Deutschland gibt es ca. 15 Mrd. Tonnen Gebäudebestand , verbaut in 21 Mio. Gebäuden (im Jahr 2021) . Die öffentliche Hand besitzt im Bereich der Nichtwohngebäude fast überall mehr als 30% der Liegenschaften mit Ausnahme der Handelsgebäude. Bei Schulen und Kindertagesstätten liegt der Wert bei 90 %, bei, Sportgebäuden bei 38 % und bei Verwaltungsgebäuden bei 30 % . Damit hat die öffentliche Hand einen großen Einfluss, wie gebaut, saniert und erhalten wird.

Bauvorhaben, die neu oder als Umbau, Erweiterung oder Rückbau entstehen sollten so geplant werden, dass sie kreislaufgerecht sind. Kreislaufgerechte Bauweise fasst Herangehensweisen zusammen, die den Lebenszyklus eines Gebäudes verlängern und dafür sorgen, dass ein Gebäude nach der ersten Nutzungsphase in eine nächste übergehen kann (optimal) oder zumindest Bestandteile und Materialien wieder- oder weiterverwendet werden können.

Dazu zählen u.a.

  • Umnutzbarkeit der Gebäude nach der ersten Nutzungsphase einplanen
  • Konstruktionen so planen, dass sie demontierbar, modulhaft und erweiterbar sind
  • Demontierbarkeit der einzelnen Bauteile und -komponenten einbeziehen
  • Funktionen möglichst multifunktional planen, um Flächenbedarfe zu verringern

Auch die Auswahl der Materialien und Baustoffe spielt eine große Rolle. Wichtig ist, dass diese kreislauffähig, gesund und ressourcenschonend sind und einen geringen Anteil an grauer Energie aufweisen.

  • Kreislauffähig sind solche Materialien, die nach ihrer ersten Nutzungsphase weiter im Kreislauf gehalten werden können. Dazu müssen sie trennbar von anderen Materialschichten sein, um sortenrein weiterverwendet werden zu können.
  • Wichtig ist auch, dass die Materialien gesundheitlich unbedenklich sind, also keine Schadstoffe ausweisen und verbaut geruchs- und emissionsfrei sind. Nur so kann die hochwertige Wiederverwendung sichergestellt werden.
  • Ressourcenschonend meint, die vorhandenen Ressourcen in verantwortungsvoller Weise nutzen. Dies kann der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen oder Sekundärrohstoffe sein. Auch wieder- und weiterverwendete Materialien sind ressourcenschonend, genauso wie Bauweisen, die einen geringeren Materialbedarf aufweisen.
  • Graue Energie bezeichnet die Energie, die verbraucht wird, um einen Baustoff herzustellen (inkl. ggf. Abbau), zu transportieren und zu entsorgen. Die verbrauchte nicht-erneuerbare Primärenergie wird dazu kumuliert, also zusammengezählt.

Weiterlesen

Du möchtest mehr erfahren, dann könnten dich diese Themen interessieren:

Skip to content