Analysen + Tools

Ergebnisse aus dem Modellvorhaben "RE-BUILD-OWL"

Welche Potenziale für zirkuläres Bauen gibt es? Wir haben kommunale Bildungsbauten und die Stoffströme zur zirkulären Wertschöpfung in Ostwestfalen-Lippe analysiert. Hier findest du die Analysen und Tools dazu.

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Stoffstromanalyse und Urban Mining Potenzial

Stoffstromanalyse und Urban Mining Potenzial

Analyse der Stoffströme des Bausektors im Kreis Lippe und Ermittlung des Urban Mining Potenzials des anthropogenen Lagers in der Region Ostwestfalen-Lippe

Gegenstand dieses Berichtes „Urban Mining Potenzial I OWL“ ist die makroskopische Betrachtung der potenziell vorhandenen baulich-stofflichen Materialressourcen in der Region Ostwestfalen Lippe (Region OWL) und dem Kreis Lippe. In diesem Zusammenhang wird auch vom anthropogenen urbanen Lager und dem Urban Mining Potenzial gesprochen. Gemeint sind stets die bereits in Gebäuden verbauten Materialien, welche zukünftig, zumindest in Teilen und soweit wie möglich, dem zirkulären Stoffkreislauf zugeführt werden sollten. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:

  • Einerseits können die Umweltauswirkungen des Menschen auf die zweidimensional betrachtete natürliche Umwelt, auch unter dem Begriff ökologischer Fußabdruck thematisiert und bekannt, erheblich gesenkt werden.
  • In diesem Zusammenhang kann bei der Wiederverwendung und Wiederverwertung von Baumaterialien ein hoher Nutzen für die Umwelt erreicht werden.
  • Natürliche Flächen und damit im Zusammenhang stehende natürliche materielle Ressourcen, diesbezüglich wird auch vom Ökologischen Fußabdruck gesprochen, können hierbei in dem Ausmaß unangetastet und bestehen bleiben, in welchem Baustoffe zirkulär zurückgewonnen und genutzt werden können.

Der hier vorliegende Bericht befasst sich diesbezüglich mit dem anthropogenen urbanen Lager der Region Ostwestfalen Lippe, deckungsgleich mit dem Regierungsbezirk Detmold, welcher die kreisfreie Großstadt Bielefeld und die Kreise Minden-Lübbecke, Herford, Gütersloh, Paderborn Höxter und Lippe, mit einer Anzahl von ca. 2,1 Millionen Einwohnern (Stand 31.12.2022), um-fasst. Zudem wird davon der Kreis Lippe, mit ca. 350.000 Einwohnern (Stand 31.12.2022), gesondert betrachtet. Der Betrachtungsrahmen umfasst hierbei im Wesentlichen die öffentlichen Gebäude und die Wohnbebauung der genannten Gebietskörperschaften. Im Fokus stehen dabei v. a. die öffentlichen Gebäude, welche zur Allgemein-, Aus- und Weiterbildung genutzt werden, da diese einen erheblichen Anteil an der Gebäudefläche bzw. Brutto-grundfläche der öffentlichen Gebäude einnehmen.

RE BUILD OWL Analyse Urban Mining Potenzial Seite 01

Ergebnisbericht „Urban Mining Potenzial I OWL“

Stand 12/2023

Was versteht man unter „Hausumringen“?

Hausumringe beschreiben georeferenzierte Umringspolygone von Gebäudegrundrissen und sind ein Produkt des Liegenschaftskatasters. Sie basieren auf einer individuellen Vermessung vor Ort und haben dementsprechend eine geometrische Genauigkeit.

Was versteht man unter „Materiallagern“?

Die Bezeichnung Materiallager meint die anthropogen geschaffenen baulich-stofflichen Materialressourcen bzw. die in Gebäuden gebundene Materialmasse.

Potenziale für zirkuläres Bauen in der Region OWL

Die Bauwirtschaft in der Region OWL steht vor vielfältigen Herausforderungen, welche durch innovative Ansätze wie Urban Mining angegangen werden können. Der Begriff Urban Mining bezieht sich hierbei auf die Rückgewinnung von Wertstoffen aus bestehenden städtischen Strukturen wie Gebäuden oder Infrastruktureinrichtungen.

In der Region OWL, einem wirtschaftsstarken und industriell geprägten Gebiet in Nordrhein-Westfalen, gewinnt die nachhaltige Entwicklung der Bauwirtschaft immer mehr an Bedeutung. Der Kreis Lippe hat diesbezüglich bereits Initiative ergriffen und für sich festgelegt, seine Treibhausgasemissionen bis 2050 um 95 % zu reduzieren und den Endenergieverbrauch im gleichen Zeitraum um 50 % zu senken. Zudem errichtet und saniert der Kreis auf freiwilliger Basis nur noch nach Passivhausstandard, ein entsprechender Beschluss wurde bereits 2008 verabschiedet. Neben den vielen bereits geplanten und eingeleiteten Maßnahmen ist Klimaneutralität jedoch ohne zirkuläres Bauen kaum zu erreichen.

In der Region OWL ergibt sich diesbezüglich allein aus den öffentlichen Gebäuden bereits ein Urban Mining Potenzial von rund 60 Mio. t an Gebäude-masse. Für einen Anteil von rund 45 Mio. t konnte dabei ermittelt werden, dass davon etwa 23 Mio. t auf Beton und ca. 14 Mio. t auf weitere mineralische Baustoffe entfallen. Wird davon ausgegangen, dass sich alleine vom Betonbruch ca. 45 % substituieren lassen, so liegt hier nur bei den Öffentlichen Gebäuden in der Region OWL ein Potenzial von rund 10 Mio. t an Beton-Rezyklat-Körnung vor.

Aus der Wohnbebauung von rund 260 Mio. t Gebäudemasse, davon über 100 Mio. t Beton und rund 110 Mio. t sonstige mineralische Baustoffe, könnten alleine aus dem bestehenden Betonelementen weitere rund 47 Mio. t gewonnen werden.

Die Aufwände der Bereitstellung von Beton sind dabei durchaus nicht zu vernachlässigen. In Abhängigkeit der Druckfestigkeit und weiteren gewünschten Eigenschaften, wie Frostbeständigkeit des Frischbetons, verbesserte Fließeigenschaften, Verzögerung oder Beschleunigung beim Abbinden, entstehen aktuell Kosten zwischen 65 und 145 €/m³. Wird im Mittel von 80 €/m³ ausgegangen, so ergibt sich alleine für die 120 Mio. t Beton aus öffentlichen Gebäuden und Wohnbebauung in der Region OWL ein Bestandswert von etwa 10 Mrd. €. Der Wert der rund 60 Mio. t. Rezyklate als Substitut für Betongesteinskörnung liegt zudem, bei einem Preis zwischen etwa 15 und 20 €/t, bei etwa 1 Mrd. €, wobei die Aufbereitungskosten (Zerkleinern, Schreddern etc.) noch davon in Abzug zu bringen sind.

Auf den Kreis Lippe übertragen ergeben sich Beton-Massen von mindestens 3,8 Mio. t durch Öffentliche Gebäude und 18,5 Mio. t aus Wohnbebauung und ein Bestandswert zwischen 1,5 und 2 Mrd.  €. Das rückgewinnbare Rezyklat-Volumen liegt unterdessen bei etwa 10 Mio. t und der Wert der Rezyklat-Masse, im Falle der Aufbereitung, bei knapp 200 Mio. €.

Insgesamt bietet das Urban Mining in der Region OWL und im Kreis Lippe in Verbindung mit innovativen Technologien, nachhaltigen Baupraktiken und einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft eine vielversprechende Perspektive für die Bauwirtschaft. Durch eine umfassende und koordinierte Umsetzung der verschiedenen genannten Aspekte könnten die Region OWL und der Kreis Lippe nicht nur ihre Umweltauswirkungen minimieren, sondern auch eine wettbewerbsfähige und zukunftsfähige Bauindustrie aufbauen.

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